Ernst Hofer kam im April 1938 am Schäffernsteg bei Sparberegg zur Welt. Er und seine Brüder Hans und Roman Hofer wuchsen ohne Vater auf, der aus dem Zweiten Weltkrieg nicht heimkehrte. Nach der Matura 1956 in Oberschützen studierte er von 1956 bis 1962 Theologie an der Universität Graz und an der Universität Tübingen. Dieses Studium schloss er mit dem akademischen Grad Mag. theol. ab. Das Thema seiner Magister-Arbeit war die Geschichte der Pfarre Schäffern und Nikolauskirche bei Bärnegg. Anschließend absolvierte er ein Lehramtsstudium für Geschichte und Geographie an der Universität Graz (1962-1967), im Zuge dessen er eine Abschlussarbeit über die „Herrschaft Bärnegg bei Friedberg in der Neuzeit (Beginn 16. Jahrhundert bis 1848)“ verfasste. Darauf aufbauend begann er das Doktoratsstudium in Geschichte mit einer Dissertation über die Herrschaft Bärnegg und die wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Verhältnisse in der Neuzeit (1521 bis 1848), wodurch er im Jahr 1968 zum Dr. phil. promovierte. Ab 1967 unterrichtete an Schulen in Graz. Im Jahre 1978 erfolgte seine Berufung zum Assistent am Institut für Katechetik und Religionspädagogik an der Universität Graz. Ab 1983 war er Fachinspektor für den katholischen Religionsunterricht an den berufsbildenden und höheren Schulen der Steiermark.
In seiner Freizeit begann er ab 1985 zum 40-jährigen Gedenkjahr anlässlich des Kriegsendes 1945 mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen aus Schäffern zu sprechen. Daraus entstand das Buch „Schäffern 1938-1955 – Ein Ort erinnert sich“ (Veröffentlichung 1996). Diese frühe Beschäftigung mit dem Thema in der Umsetzung als Oral-History-Projekt ist nahezu einzigartig. Heutige zeithistorische Forschungen nehmen dieses Projekt als Inspiration.
Aufgrund seiner beruflichen und akademischen Verdienste wurde ihm 2001 der Hofrat-Titel verliehen. Aber auch nach seiner Pensionierung 2003 blieb er nicht untätig, ganz im Gegenteil. Nunmehr widmete er sich der Gemeindegeschichte von Schäffern, die schließlich 2012 in Buchform unter dem Titel „Schäffern – Einst und jetzt“ veröffentlicht wurde. Auch nach Abschluss dieser umfassenden Arbeit wollte er sich der Geschichte der Region widmen. Mit Mitstreitern begann er sich Gedanken über die Gründung eines „Historischen Vereins“ zu machen. Im Zuge der Veranstaltung „umiwechs’ln“ im VAZ Pinggau im September 2013 startete er einen Aufruf dazu, aus dem letztendlich im Jänner 2014 der heutige Verein hervorgegangen ist.
Seine Leidenschaft war es, die Geschichte der Region auch abseits von Büchern zugänglich zu machen. So war es beispielsweise auch seine Idee den wichtigen „Hartberg-Pfad“, einen zumindest seit der Römerzeit begangenen Pfad durch das Wechselland, als Wanderweg aufleben zu lassen. Daraus ist in weiterer Folge das Projekt „Historischer Weitwanderweg Wechselland“ entstanden, ein breitenwirksames Wandererlebnis für Touristen, aber auch Schulklassen und Aushängeschild des Vereins im wahrsten Sinne des Wortes. Sein reichhaltiges Wissen zum Wechselland legte den Grundstein zu jedwedem späteren Projekt, das der HVW umsetzt. Seine Kenntnis und seine Erfahrung machten es den Vereinsmitgliedern im Rahmen der Projektarbeit leicht, historische Themen zu verstehen, die für viele womöglich noch Neuland waren. Seine Akribie bei den zu erarbeitenden Themen, der richtigen Formulierung von Informationen, dem Lesen von alten Urkunden, dem Skizzieren von Projektideen und seine schier unendliche Begeisterung an der wechselvollen Geschichte des Wechsellandes prägten lange das Vereinsleben.
Ernst Hofer ist nun, nach längerer Krankheit, im Jänner 2025 verstorben. Er hinterlässt seine Frau Roswitha sowie seine zwei Söhne Thomas und Bernhard.
Wir, der Historischen Verein Wechselland, trauern um unseren Vereinsgründer. Obwohl naheliegend, verzichtete er auf die Obmannschaft und wollte den Verein von jüngeren Mitstreitern geführt wissen. Er war von 2014 bis 2020 Obmann-Stellvertreter, danach legte er dieses Amt zurück, blieb dem Verein und uns als Wissensquelle jedoch erhalten. Der Verein ist seine Errungenschaft, allein schon durch dessen Existenz lebt das Wirken von Ernst Hofer weiter. Ich verliere einen Freund, der mir geholfen hat, diesen Verein zu führen und die Projekte mit Wissen zu füllen, dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Ich danke für die vielen Gespräche und den Wissensaustausch.
Leb wohl, lieber Ernst, wir werden dich nie vergessen.
Dein Historischer Verein Wechselland