Verfasser: Josefa Jahrmann & Dr. Andreas Salmhofer
Datum: Mai 2014
Schlüsselworte "Thema": Johann Zingl, Erster Weltkrieg, Gebirgskrieg
Schlüsselworte "Orte": Ehrenschachen, Friedberg, Tanzegg, Pinggau, Italien, Kärnten
Zum Gedenken an den Beginn der Ersten Weltkriegs
Es jährt sich heuer, also 2014, der Beginn des Ersten Weltkrieges zum hundertsten Mal. Durch diese „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ fanden mehr als 10 Millionen Soldaten und durch Kriegsverbrechen, Unterernährung und kriegsbedingten Erkrankungen zumindest weitere 7 Millionen Zivilisten den Tod. Verwüstete Landstriche in vielen Teilen Europas, ein bis zu diesem Zeitpunkt beispielloses Massensterben, der erstmalige Einsatz von Panzern, ein unerbittlicher Gebirgskrieg in den Alpen und der Einsatz von Giftgas prägen das heutige Bild zum Ersten Weltkrieg.
Etwa 175.000 der insgesamt bis zu 1,5 Millionen gefallenen Soldaten der Armee von Österreich-Ungarn entstammten aus dem Gebiet des heutigen Österreichs. Tausende Männer aus dem Steirischen Wechselland wurden im Laufe des Ersten Weltkriegs in die Armee einberufen, hunderte Wechselländer – so dokumentieren es die zahlreichen Gedenkstätten in den jeweiligen Dörfern oder Orten – kamen in Kampfhandlungen ums Leben. Über einen, der den Ersten Weltkrieg als Soldat überlebt hat und der vielfach ausgezeichnet worden war, berichtet der folgende Text.
Im Gebirgskrieg an der Italienfront (1915-1918)
Johann Zingl (siehe Foto), geboren 1887 in Ehrenschachen Nr. 1 (vulgo Reitgrabenschuster), tätig als Knecht, trat 1910 seinen dreijährigen Präsenzdienst beim k.k. Landwehrinfanterieregiment „Klagenfurt“ Nr. 4 an, unterzog sich darin u.a. einer Telefon- und Telegrafenausbildung und konnte 1913 im Rang eines Korporals in den Reservestand versetzt werden. Schon ein halbes Jahr nach seiner Abrüstung wurde er nach der Mobilisierung aufgrund der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand wieder als Soldat einberufen.
Von Kriegsbeginn im Sommer 1914 an versah er Kriegsdienst an einer heute leider nicht mehr eruierbaren Front; vermutlich erst durch die Kriegserklärung Italiens im Mai 1915 an Österreich-Ungarn bedingt, wurde er an den Kärntner Abschnitt der sogenannten Italienfront zur k.k. Gebirgstelephonabteilung Nr. 13 (später Nr. 113) versetzt. Entlang den Karnischen Alpen, also in einer äußerst hochalpinen Region südlich von Lienz, verlief die Front und forderte von den Soldaten aufgrund der gebirgigen Region allerhand Entbehrungen. Die Italienfront war während des Ersten Weltkriegs von drei großen Kampfhandlungen geprägt, die Piaveschlachten (1917/1918) am Fluss Piave nördlich von Venedig, der Hochgebirgskrieg in den Alpen zwischen den Dolomiten im Westen, den Karnischen Alpen im Zentrum und den Julischen Alpen im Osten, wo letztlich die zahlreichen Isonzoschlachten (heutiges Grenzgebiet zwischen Italien und Slowenien) stattgefunden haben. Im August 1916 wurde Johann Zingl zum Feldwebel ernannt und hatte so als Telefonunteroffizier für die Aufrechterhaltung der eigenen Verbindungen durch die militärischen Angriffe der Italiener aber auch durch natur- und wetterbedingte Widrigkeiten (z.B. Lawinen) zu sorgen. Darüber hinaus waren er und seine Abteilung auch für das Abhorchen des Gegners verantwortlich. Durch geschickte, größtenteils nächtliche Aktionen, die vielfach von Erfolg gekrönt waren, erwarb er nicht nur einen guten Ruf in der Truppe, sondern wurde auch zwischen 1916 und 1917 insgesamt mit einer bronzenen und fünf silbernen Tapferkeitsmedaillen (dreimal 2. Klasse und zweimal 1. Klasse) ausgezeichnet. Durch den geänderten Frontverlauf, nachdem die 12. Isonzoschlacht schließlich gewonnen war und der Frontverlauf nach Süden an den Fluss Piave verlegt werden konnte, kam er Ende 1917 zur k.u.k. Telegraphenkompanie Nr. 159B (Teil des XIV. Edelweißkorps) und versah bei den sogenannten Piaveschlachten beim Frontabschnitt am Monte Seluggio (nördlich von Vicenza) seinen Dienst.
Goldene Tapferkeitsmedaille und Ehrung der Verdienste durch das Bundesheer
Im April 1918 gelang es Johann Zingl und seinen Untergebenen – trotz widriger Wetterbedingungen – in einer mehrtägigen Aktion, italienische Leitungen zu zerstören bzw. für Abhörzwecke zu manipulieren. Daher wurde er für die Verleihung der goldenen Tapferkeitsmedaille vorgeschlagen, welche dann folgendermaßen begründet wurde.
„Mit hervorragender beispielgebender Ausdauer, Umsicht und Tapferkeit, stets den besten Einfluß auf seine Mitarbeiter ausübend, ist es ihm gelungen, dem Feinde nicht nur sehr wertvolles Material abzunehmen, sondern auch das Abhorchen der eigenen Telephongespräche größtmöglichst zu unterbinden.“
Die goldene Tapferkeitsmedaille war zwar kriegsbedingt nicht aus Gold, sondern nur übermalte Bronze; nichtsdestotrotz wurde er danach vermutlich – aufgrund seiner Auszeichnungen aber üblich – an eine militärische Ausbildungsstätte abkommandiert, wo er das Kriegsende erlebte.
Nach dem Ersten Weltkrieg heiratete Johann Zingl 1919 die Witwe Maria Schreiner, bewirtschaftete mit ihr das Anwesen in Tanzegg Nr. 15 (vulgo Lannegger) und wurde Vater von sieben Kindern. Auch trotz der Ausbildung in der damals neuen Technologie des Telefonwesens entschied er sich für die Landwirtschaft. Im Jahre 1973 starb er im Alter von 86 Jahren. Ihm zu Ehren benannte 1998 die Heeresunteroffiziersakademie in Enns (Oberösterreich) den 7. Unteroffizierslehrgang „Feldwebel Johann Zingl“ und stellte ein Jahrgangsabzeichen (siehe Foto) her.
Quellen und Bibliographie